die Anfänge unserer Familienforschung

von Wilhelm Christian Scarbath

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Die Grundlagen zur Erforschung unseres Familiennamens legte Herr Willi (eigentlich Wilhelm Christian) Scarbath. Hier sein Bericht mit den bisherigen Erkenntnissen:


Vor genau 170 Jahren wurde unser Urahne Joannes Carolus Scarbades, einziger Sohn des Joannes Martinus Scarbades aus Radenitz in Böhmen erstmals in Deutschland beurkundet (evang.-luth. Pfarramt St. Kilian [35 KB] bei Schleusingen in Thüringen 17. April 1795).

Dieser Tag ist für mich der Anlaß, die in jahrzehntelanger Forschung zusammengetragenen Unterlagen über die Nachkommen dieses Urahnen in Sippentafeln zu ordnen und in der Form eines Familienbuches der Nachwelt zu überliefern.
Wenn einzelne Sippentafeln auch Lücken aufweisen, so geben sie zusammen doch einen weitreichenden Überblick über die Namensträger von 1795 bis zum heutigen Tage.
Die Namensträger finden sich als Scarbatha, Scarbata, Scarbatta, Scarbath, Skarbath, Scarbatt, Scarbarth, Scarbart und Sckarbath in allen Teilen Deutschlands und seit der letzten Jahrhundertwende auch in den USA.

Die Schreibweise des Namens in den ersten bekannten Urkunden (lateinisch: Scarbades; später deutsch: Scarbatha und Scarbata) gibt keinen sicheren Anhalt, denn es ist anzunehmen, daß unsere Urahnen selbst nicht schreiben konnten und daß der jeweilige Pfarrherr den Namen eben so niedergeschrieben hat, wie er ihn von dem Betreffenden hörte. Dabei gilt als sicher, daß das „c“ bei der lateinischen Abfassung der ersten Urkunde statt eines „k“ in den Namen gekommen ist. Der Name müßte also Skarbata oder ähnlich geschrieben werden.

Die intensiven Nachforschungen in Böhmen, soweit sie in der jetzigen CSSR überhaupt möglich sind, haben leider zu keinem greifbaren Ergebnis geführt. Es gibt in Böhmen einen Ort Radenitz/Radenice mit knapp 100 Einwohnern; dieser gehört zur Gemeinde Wschejan/Vsejany (Kreis Nimburg/Nymburk). Es gibt außerdem eine Gemeinde Radenitz/Ratenice mit etwa 1000 Einwohnern (Kreis Podiebrad/Podebrady). Beide Orte liegen etwa 50 km ostwärts von Prag. Bis heute ist es jedoch noch nicht gelungen, dort oder anderswo im böhmischen Raum den Namen Skarbata aufzuspüren.

Dagegen fand ich in Wien und jetzt auch in Deutschland eine Anzahl von Personen, welche sich Skarvada (auch Skawada) schreiben und deren Vorfahren nachweislich aus Böhmen stammen (aus Ladetsch a. d. Sasau/Ledec n. S. und aus Zwitnuf/Svetnov Kreis Chotieborsch/Chotebor). Ein Skarvada wohnt noch in der Nähe von Teplitz-Schönau/Teplice-Sanov und außerdem sollen mindestens bis 1945 in Prag/Praha einige Personen namens Skarvada gelebt haben.

Nun ist der Zusammenhang zwischen den Namen Skarbata und Skarvada durchaus denkbar. Außerdem liegen Podebrady, Ledec und Chotebor nicht allzu weit auseinander (Poderbrady - Chotebor 60 km, Chotebor - Ledec 30 km und Ledec - Podebrady 50 km) und alle diese Orte gehören zum selben Amtsgerichtsbezirk Deutsch-Brot/Nemecky-Brod.
Irgendwelche Anhaltspunkte für die Annahme, daß der Name Skarbata aus dem Namen Skarvada hervorgegangen ist, gibt es jedoch bis heute nicht. Eine interessante Urkundenabschrift (Vorderseite [100 KB] und Rückseite [48 KB]) über eine im Jahre 1813 in Ledec n. S. registrierte Geburt, welche mir durch Zufall in die Hände gefallen ist, füge ich bei.

Daß unser Urahne zunächst aus Böhmen nach Deutschland gekommen ist, steht fest. Ob der Name Skarbata oder Skarvada aber böhmischen Ursprungs ist, muß zumindest angezweifelt werden.
In diesem Zusammenhang ist wohl eine Mitteilung von Herrn Karl Skarvada aus Wien sehr aufschlußreich, nach der ihm überliefert ist, daß seine Vorfahren aus Schweden stammen und in Kriegszügen nach Böhmen verschlagen worden sind. Auch Herr Erich Skambath aus Gummersbach (Rheinland), mit dem ich im Briefwechsel gestanden habe, hat Unterlagen des Pfarramtes Brandenburg/Ostpreußen, wonach seine Vorfahren im 30jährigen Krieg aus Schweden nach Ostpreußen gekommen sind und sich dort seßhaft gemacht haben. Sein Großvater selbst erzählte ihm, daß die Vorfahren Wikinger gewesen sind.

Wie unser Urahne nach Deutschland kam, darüber gibt es keine Unterlagen. Nach den verschiedenen Lesearten der Überlieferung soll Joannes Carolus Scarbades in einem Krieg hiergeblieben sein. Es müßte sich dabei um den ersten Koalitionskrieg 1793/97 gehandelt haben, bei dem Österreich (Böhmen gehörte ja damals zu Österreich), Preußen und Angehörige des Reiches gegen die ins Land einfallenden Franzosen kämpften.
Im Sonderfrieden von Basel 1795 trennte sich Preußen von der Koalition und ganz Norddeutschland trat diesem Sonderfrieden bei. Dieser Sonderfrieden der Preußen mag Anlaß gewesen sein, daß auch der Österreicher Scarbades/Skarbata seine Waffen niederlegte und bei den Preußen in Raasen bei Schleusingen (Schleusingen gehörte damals zur preußischen Provinz Sachsen) eine neue Heimat suchte.

Die Erforschung unserer Ahnen und deren Nachkommen war nur möglich, weil ich von sehr vielen Verwandten, insbesondere denen in Mitteldeutschland, jahrelang tatkräftige Unterstützung erhalten habe.
Ihnen allen möchte ich heute meinen ganz besonderen Dank sagen.
Unser aller Dank gebührt aber auch den Standesbeamten, Pfarrherren und Kirchenbuchführern in Thüringen und Sachsen, welche mir immer dann weitergeholfen haben, wenn andere Quellen versiegten.

Bleibt nur noch zu wünschen, daß dieses Familienbuch viel Interesse findet und zu weiteren Forschungen anregen möge.


Behringersdorf bei Nürnberg
17. April 1965 gez. Scarbath



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